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Hilfe zur Selbsthilfe
Die ehemalige RSG-Schülerin Julika Barth coacht junge Erwachsene.
Von Emilian Schneider und Mila Rivera (10a)
Unzufriedenheit im Beruf, der Wille zur Veränderung und die Furcht vor dem Unbekannten. So fühlte sich Julika Barth, damals 30, nach nur zwei Berufsjahren in ihrem Job als Lehrerin, bis sie den Mut fasste, ihr Leben „komplett umzukrempeln“.
Julika ist schon von jeher eine „Reisende“. Seit ihrer Kindheit ist die gebürtige Böbingerin reisebegeistert. Ihre Eltern besaßen damals einen Camper, mit dem sie immer gemeinsam auf Reisen gingen. Sie persönlich fühlte stets einen inneren Drang dazu, nach Chile zu reisen. Das Land habe es ihr angetan. Nach ihrem Abitur 2010 am Rosenstein-Gymnasium Heubach in Französisch und Spanisch war es dann endlich soweit und sie brach nach Santiago in Chile auf, um dort ein halbes Jahr zu leben. Damals war es allerdings noch nicht so einfach, überhaupt dorthin zu kommen, da es wesentlich weniger Möglichkeiten gab als heutzutage. Julika wirkt offen und bezeugt, dass sie schon immer Interesse an dem Kontakt mit Menschen hatte. Bis heute noch pflegt sie den Kontakt zu ihren damaligen Bekannten und Freunden in Chile. Dies brachte sie auch zum Lehrberuf, für dessen Kreativität sie im Referendariat brannte. Die Stunden zu planen und dann mit jungen Menschen zu arbeiten war genau „ihr Ding“. Doch nachdem sie ihr Lehramtsstudium und ihr Referendariat abgeschlossen hatte, begann sie richtig zu unterrichten. „Relativ schnell habe ich gemerkt, wie anstrengend der Job doch ist“. Die Vielzahl der Stunden und die vielen Schüler in großen Klassen waren große, alltägliche Herausforderungen für sie. Die Kreativität und individuelle Nähe zu den Jugendlichen schienen in den Hintergrund zu rücken, da hierfür zu wenig Zeit blieb und Druck herrschte. „Ich hatte das Gefühl etwas unterzugehen“. Doch umsonst waren diese Berufserfahrungen keineswegs. Was ihr richtig Freude gemacht hat war der Austausch mit den Jugendlichen außerhalb ihres Unterrichts und die vielen positiven Rückmeldungen nach den Stunden zu bekommen. Sie konnte in dieser Zeit auch viel über sich selbst lernen, um dann den Weg einzuschlagen, der sie aufblühen ließ. 2020 wagte sie den entscheidenden Schritt und kündigte ihren Job als Lehrerin. Für Julika war dies eine Art Befreiungsschlag: alle Sorgen waren weg. Auch von ihren Eltern bekam sie volle Unterstützung, wofür sie bis heute sehr dankbar ist.
In einer folgenden Auszeit auf La Palma mit ihrem Partner, der selbstständig und ortsungebunden arbeiten kann, nahm sie sich die Zeit, um sich selbst zu reflektieren und darüber nachzudenken, wie es weitergehen soll. Erste Ideen brachten sie auf das Thema Selbstcoaching. Und sie begann eine Online-Ausbildung. La Palma war ein Gamechanger in jeder Hinsicht. Julika selbst fand es unglaublich, wie viele verschiedene Menschen sie auf La Palma kennenlernte und wieviel sie dabei über Toleranz und Offenheit lernte. So zum Beispiel von den Höhlenhippies.
Julika war bereit für ihren neuen Traumberuf ‚Coach‘. Sie coacht, also unterstützt, Menschen und hilft ihnen dabei, etwas in ihrem Leben zu verändern und wieder glücklich mit ihrem Beruf oder im Privatleben zu werden. Vor allem hilft sie jungen Menschen nach ihrem Abschluss ihren Beruf zu finden, da dies für viele eine schwierige Phase ist. Sie unterstützt sie beim Erkennensprozess, da viele gar nicht wissen, was sie wollen oder wo ihre Stärken liegen. Es gibt ja heutzutage so viele verschiedene Möglichkeiten sich auszuprobieren, um das zu finden, was man in der Zukunft machen möchte. „Groß zu denken“ hält sie dennoch für wichtig. Julika selbst hat es sich als großes Ziel gesetzt, einen Raum zu schaffen, in dem sich alle Menschen dieser Welt wohl und sicher fühlen können. Ihr Coaching findet online entweder aus ihrem Bus oder, aufgrund ihres ständigen Reisens, an einem anderen Ort dieser Welt statt. Für sie selbst ist ihr jetziger Job wesentlich erfüllender als der Job als Lehrer, da sie selbst sagt, dass sie sich in kleineren Gruppen sehr viel wohler fühle, als beispielsweise vor einer Schulklasse mit 30 Schülern. Aktuell lebt Julika in Berlin, von wo aus sie per Computer mit ihren Klienten in Kontakt tritt. Die Nachfrage nach Coachingangeboten ist – auch im Zusammenhang mit und nach der Coronapandemie - sehr hoch. Sie kann auch für Vorträge und Einzelcoachings live gebucht werden. So führte sie ein glücklicher Umstand und der Kontakt über den Schulsozialarbeiter Andreas Dionyssiotis wieder zurück in die Heimat. Im Rahmen einer Sarose-Veranstaltung erklärte sie der Jahrgangsstufe 1, wie sie mit ihrer Berufsplanung und evtl. auftretender Unsicherheit bezüglich ihrer Zukunft umgehen könne.
Ihr neuer Lebensweg führt Julika jedoch wieder weg von ihren Wurzeln - nach Portugal. Dort kann sie ihr Leben in einem Camper zusammen mit ihrem Partner gestalten, leben und arbeiten, neue Kontakte knüpfen und einfach frei sein. Vielleicht kann sie sich vorstellen, dort in einem Haus sesshaft zu werden. So beginnt dann eine neue Reise.