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Mist für die Zukunft – ein ganzheitliches Konzept zur Energiegewinnung aus Gülle
Wie kann ein Landwirtschaftsbetrieb aktiv zur Energiewende in Deutschland beitragen? Diese Frage wurde bei der Besichtigung des Schlatthofs in Waldstetten sehr anschaulich vom Landwirt Michael Weber beantwortet. Er führt einen landwirtschaftlichen Betrieb mit circa 200 Milchkühen und 100 Jungrindern, ermöglicht durch seine Kooperation mit der Grundschule in Waldstetten praxisnahes Lernen für die Kinder und hat eine Biogasanlage auf seinem Hof.
Von Johanna Mäule und Jule Probst (J2)
Begrüßt wurde die Gruppe vom Schulsozialarbeiter des Rosenstein-Gymnasiums Heubach Andreas Dionyssiotis, der die Besichtigung zusammen mit Michael Weber im Rahmen des Frühjahrsprogramms des Schulvereins am Rosenstein-Gymnasiums SaRose organisiert hatte. Gleich zu Beginn erklang im Hintergrund Streichermusik aus dem Kuhstall, die die Kühe entspannen und ihre Milchproduktion anregen soll. Der erste Weg über den Hof führe die Gruppe zum Maskottchen des Schlatthofs, denn Kuh Elsa ist schon 15 Jahre alt und das Lieblingstier von Michael Weber. Insgesamt geben die rund 200 Milchkühe 4500 bis 6000 Liter Milch pro Tag, das wird allerdings nicht mehr alles von Hand gemolken, sondern mit Hilfe von modernen Melkrobotern.
Aber 200 Milchkühe geben nicht nur jede Menge Milch, sie produzieren auch ganz schön viel Mist. Wohin also mit der ganzen Gülle? Hier kommt nun die Biogasanlage ins Spiel, die Michael Weber vor 11 Jahren mit einer Investition von 390.000€ gebaut hat. Heute müsste er für dasselbe Projekt rund eine Millionen Euro in die Hand nehmen, erzählte er. Zusätzlich dazu sind die Stalldächer mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Aber nicht nur seine Projekte für erneuerbare Energien, sondern auch seine Arbeit als Landwirt werden durch bürokratische Hürden zu einer finanziellen Herausforderung und einem großen zeitlichen Aufwand.
Mit seiner Biogasanlage, die mit maximal 75kW pro Stunde noch eine Kleinanlage ist, versorgt er seinen gesamten Hof und 120 bis 150 Haushalte in Waldstetten mit Strom. Im Vergleich zu Sonnen- oder Windenergie lässt sich die Energie aus Gülle speichern, denn mit dem Gas wird ein umgebauter Dieselmotor betrieben und die Energie mit einem Generator in Strom umgewandelt. Doch die Energiewende hat auch ihren Preis, so muss alle zwei Wochen der Kundendienst die Anlage auf dem Schlatthof warten und zum Beispiel das Öl oder die Zündkerzen wechseln. Außerdem erzählte Michael Weber, dass er in nächster Zeit rund 23.000€ für einen neuen Motor investieren müsse. Aber bei all diesen Herausforderungen mache ihm seine Arbeit dennoch so viel Spaß, dass sich der Aufwand lohne. Schließlich steht auch schon die vierte Generation, Michael Webers zwölfjähriger Sohn und die vierzehnjährige Tochter, in den Startlöchern.
Auch der Aufwand für die Hofführung mitten im alltäglichen Hofchaos lohnte sich, denn alle Teilnehmer erweiterten ihr Wissen über die Landwirtschaft im Allgemeinen und über Wege zur erneuerbaren Energieerzeugung im Speziellen. „Wenn ich einen Hut aufhätte, würde ich ihn ziehen“, lobte einer der Teilnehmer im Hinblick auf Michael Webers schieres Arbeitspensum und seinen Einsatz.